Startseite > Berichte > Dänemarkfahrt 2006
Diese Seite Drucken
www.riho-verein.de
Dänemarkfahrt 2006 (28.7. - 2.8.2006)
    (aufgeschrieben und fotografiert von .....)


Auf Südseekurs in Dänemark ...

Der Ruderer-Magnet Dänemark tat wieder seine Wirkung!
Mit der gleichen Besetzung wie vor zwei Jahren startete am 28. Juli 2006 die 2. Richtershorner
Ruderfahrt in’s Stammland der Wikinger. Diesmal war die südlich der Insel Fünen gelegene Inselwelt unser Ziel. Dieses, zwischen kleinem und großem Belt gelegene Seegebiet gilt unter dem Namen „Dänische Südsee“ als exzellentes Segelrevier.
Was für Segler gut ist, muß für Ruderer nicht schlecht sein. Die Revierdimensionen sind allerdings etwas anders, als wir es von den heimischen Gewässern gewohnt sind. Nicht ohne Grund beschränkt der dänische Ruderverband aus Sicherheitserwägungen die maximale Landentfernung. Aber wir hatten mit Siegfried und Roland wieder unsere bewährten und amtlich beglaubigten Langtour-Steuermänner dabei, so daß uns nicht bange werden mußte.
Mit dem Vereinsbus starten wir gegen Mittag und erreichen am Abend das Bootshaus des Svendborg Roklub. Unsere Leihboote, 2 Inrigger-zweier liegen schon auf dem Bootsplatz bereit. Die Vorbenutzer, eine Gruppe aus Bornholm, sind noch anwesend, und es kommt zu einem ersten Erfahrungsaustausch. Wie in Dänemark gewohnt, ist die Bootshaus-Atmosphäre betont locker. Nach dem ausführlichen Abendmahl sucht sich jeder irgendwo ein Schlafplätzchen.
Der nächste Morgen sieht uns bei den Vorbereitungen auf unsere Wochentour. Weil wir uns nach alter Seefahrermanier nur aus dem Schiff versorgen wollen, hatten wir den Bus vollgepackt mit Verpflegung in fester und flüssiger Form. Als das nun alles auf dem Bootsplatz steht, sieht man doch bedenkliche Minen bei den Beteiligten. Schließlich ist es aber wie immer: Die Kisten, Büchsen und Flaschen verschwinden nacheinander in den Laderäumen der Boote, ohne daß diese absaufen.
Endlich ist um 12 Uhr alles verstaut, der Seegeist Ekkenekkepen mit einem Schluck Gammel-Dansk gnädig gestimmt und die Crew mit dem Rest der Flasche in Ruderlaune versetzt. Bei bestem Sommerwetter rudern wir westwärts durch den Svendborg-Sund. Kräftige Gegenströmung und auch Gegenwind sorgen dafür, daß die Pausen nicht zu lang werden. Aber die Zeit wurde lang! Gegen 19 Uhr kommt ein guter Zeltplatz in Sicht, eine Verlockung, der die Mannschaft der "Storebelt" nicht widerstehen kann. Entgegen der Anordnung des Fahrtenleiters verdrückt sie sich dorthin, während das Boot "Sixten" die Fahrt fortsetzt.
Eigentlich ein klarer Fall von Meuterei. Immerhin wird der Fahrtenleiter nicht in einem Beiboot ausgesetzt, wie es dem Käpt'n Bligh bei der legendären Meuterei auf der Bounty geschah. Die Fluchtinsel der Abtrünnigen heißt auch nicht Pitcairn, sondern trägt den nicht weniger romantisch klingenden Namen Avernakö. Aber die Ausrüstung der Boote sieht eine Trennung nicht vor. Darum muß am nächsten Morgen die Besatzung der "Storebelt" ihren Kaffee aus aufgeschnittenen Bierbüchsen schlürfen, während die Crew des Fahrtenleiters nur mittels Lagerfeuer zu Kaffeewasser kommt.
Hier zahlt es sich aus, daß wir trotz gegenteiliger Bekundungen doch Weicheier sind und Handy's an Bord haben. Eifriger Funkverkehr schon vor der Konfrontation glättet die emotionalen Wogen und bewahrt die Meuterer vor dem Galgen. So steht der friedlichen Wiedervereinigung auf der Insel Lyö Sand nichts im Wege. Nach einem Friedensbier setzt unsere Armada ihren Weg in Richtung Helnaes fort. In der Helnaes-Bay lädt ein prima Sandstrand zum Zelten ein. Eigentlich braucht man kein Zelt, denn auch nachts kühlt es nur wenig ab – so denkt sich Roland, und schläft irgendwo am Strand. Als uns mitten in der Nacht heftiges Regentrommeln weckt, lauern alle gespannt auf sein Eintreffen im Zelt. Der Regen war schneller!
Von Helnaes aus soll es wieder südwärts gehen. Nächstes Ziel ist die Insel Aerö. Zuvor jedoch müssen wir wieder Lyö ansteuern. Freundlicherweise hat der Wind gedreht, so daß wir mit Schiebewind gut voran kommen. Er meint es jedoch so gut mit uns, daß Ingo von leichter Seekrankheit befallen wird. Böse Zungen behaupten, er will sich bloß vor dem Rudern drücken. Uns hat er aber einen Gefallen getan, denn sonst glaubt uns doch keiner, daß wir auch mal in Wellen gerudert sind.
Zeitgleich mit unserer Fahrt findet eine Ruder- und Kanuregatta "Fünen rundt" statt. Etliche der Teilnehmer begegnen uns hier. Es nötigt uns Respekt ab, wie mehr oder weniger zierliche Frauen in den schweren Inriggerbooten gegen Wind und Wellen ankämpfen.
Nach ausgiebiger Mittagsrast auf Lyö wird es dann noch heftiger. Die "Sixten" muß mit fleißigem pumpen über Wasser gehalten werden, während die "Storebelt" ohne größere Wassereinbrüche durchkommt. Auf Aerö angekommen, sind alle doch etwas geschafft, so daß das abendliche Palaver kurz ausfällt. Am kürzesten faßt sich Fahrtenleiter Siegfried, der nach der unmißverständlichen Anweisung "Feuer machen" in den Tiefen des Zelts versinkt.
Der nächste Morgen, es ist Dienstag, der 1. August, sieht uns alle wieder frisch und munter. Wir schippern entlang der Ostküste von Aerö Richtung Süden. Der Wind hat sich's mal wieder überlegt und bläst uns entgegen. Am Nachmittag erreichen wir die Inselhauptstadt Aerösköbing. Bei Frischbier sitzen wir in einer ehemaligen Fabrikhalle und sind Teil eines Dixieland-Festivals.
Unsere Weiterfahrt verzögert sich, weil drohende Wolken zum Abwarten raten. Als es schließlich weiter geht, ist es höchste Zeit, einen Zeltplatz zu suchen. Es findet sich aber nichts, obwohl wir auf Zeltplatzsuche auch noch eine vorgelagerte Insel ansteuern. Endlich versuchen wir es auf einem Privatgrundstück, wo es dank Siegfrieds Charme gelingt, Asyl für die Nacht zu bekommen. Da weiß man doch, wozu ein Fahrtenleiter gut ist! Es wird trotz Regen ein gemütlicher Abend unter dem Zeltvordach. Bei einem Anruf zu Hause erfährt Ingo, daß die dänische Ernährung scheinbar Einfluß auf das Sprachvermögen nimmt.
Nur ein kurzes Stück ist es am anderen Morgen bis Marstal, dem Südostzipfel von Aerö. Von dort wollen wir hinüber nach Langeland. Unsere Gastgeber vom letzten Zeltplatz hatten uns Nordwind angekündigt. Aber er bläst weiter aus Süd-West durch die Enge wie durch eine Düse und bewirkt weit draußen eine eindrucksvolle Brandung. Wir lassen ihn blasen und machen eine Stadtbesichtigung. Das verschafft uns den Eindruck einer gepflegten Kleinstadt, ändert aber nichts an der Wettersituation.
Nachdem wir die Brandungswellen lange genug durch das Fernglas besichtigt haben, gibt der Fahrtenleiter das Zeichen zum Aufbruch. Einige in der Enge liegende Inseln passieren wir luvseitig. Die Wellen sind beeindruckend, und diesmal nimmt die "Storebelt" reichlich Wasser. Aber wir erreichen Langeland ohne größere Probleme und können nun nordwärts segeln und nach einem Zeltplatz Ausschau halten. Als wir schließlich einen standesgemäßen finden, treffen wir dort auch einen Kanuten wieder, den wir zuvor auf Aerö kennengelernt hatten. Er hatte zur Überfahrt die Leeseite der Inseln gewählt. Dort hatte er zwar keine Wellen, aber auch fast kein Wasser, so daß er sein Boot wie einen störrischen Esel hinter sich herziehen mußte. Was haben wir doch für einen pfiffigen Fahrtenleiter!
Tags darauf geht es segelnderweise weiter nordwärts, weil uns der Südwestwind trotz gegenteiliger Prognosen treu geblieben ist. Gegen mittag erreichen wir Rudköbing. Nach kurzer Rast am Badestrand verlassen wir Langeland und wechseln wieder nach Fünen über. In der nun folgenden Mittagspause tun Sonne und Gammel-Dansk ihre Wirkung: Beim Ablegen wird Sven von seiner Mannschaft wegen Bummelei am Strand zurückgelassen, weil er faul im Wasser liegt. Er versucht nun, sich an die "Storebelt" anzuhängen und sich mitschleppen zu lassen, was deren Besatzung natürlich nicht paßt. Bei dem sich entwickelnden kurzen Seegefecht geht das Steuer der "Storebelt" zu Bruch.
Nun ist erstmal guter Rat teuer, denn im Riemenzweier ist das Rudern ohne Steuer kein Vergnügen. Zu unserem Glück erspähen wir nach kurzer Fahrt ein Ferienhaus, dessen Besitzer uns bei der Notreparatur des Schadens behilflich ist. Der überstandene Schrecken motiviert die Ruderer keineswegs, sich nun in die Riemen zu legen, zumal Sonne und Schiebewind es so gut mit uns meinen. So gerät auch dieser Nachmittag zur Segelpartie. Am Ende des Tages wissen wir nicht mehr so richtig, wo wir uns eigentlich befinden, was wir mal der Sonnenhitze anlasten wollen.
Am nächsten Morgen stellen wir durch Volksbefragung fest, daß wir viel weiter nach Norden gekommen waren, als wir angenommen hatten. Wir rudern noch – mit mehreren Badeunterbrechungen wie immer – bis zum Hafen Lundeborg, und haben nun den nördlichsten Punkt unserer Fahrt erreicht. Ein schöner Badestrand südlich von Lundeborg ist unser letzter Zeltplatz.
Kaum zu glauben, aber wahr: Am letzten Fahrttag ist der lang angekündigte Nordwind eingetroffen, wir segeln südwärts Richtung Svendborg. Die weitverbreitete Meinung, daß der Ruderer zu 90% Gegenwind hat bestätigt sich auf dieser Fahrt nicht! Aber vielleicht ist es nur eine Frage der Verteilung, und wir haben den Schiebewind für die nächsten 9 Fahrten nun bereits abgefaßt! Eine letzte Rast auf der Insel Thurö noch, dann rudern wir durch den Sund zum Bootshaus des Svendborg Roklub.
Hier empfängt und munteres Treiben, denn es werden gerade Sieger der Fünen-Rundfahrt geehrt. Sie haben in einem Etappenrennen über eine Woche die Insel umfahren. Nach dem Aufklaren der Boote genehmigen wir uns noch einen Landgang durch das abendliche Svendborg.
Am kommenden Morgen starten wir um 8 Uhr Richtung Heimat. Um abzukürzen, benutzen wir eine Fähre über den kleinen Belt. Gegen 15.30 Uhr findet diese schöne Fahrt im Bootshaus ihren Abschluß.

Teilnehmer:   Boot SIXTEN        Siegfried Mantei, Sven Brahm, Ingo Hensel
                  Boot STOREBELT   Roland Schmidt, Uwe Geislberger, Achim Hill

 

 



zum Seitenanfang